Samstag, September 30, 2006

Johann König ist irgendwie manchmal urkomisch, wobei ich mir selber nicht rational erklären kann wieso, denn eigentlich sind die Witze z.T. flach und infantil...aber gerade das ist es wahrscheinlich. Sie sind einfach und präzise, treffen den Punkt genau und er weiss Komik als Schwert der Gesellschaftskritik zu nutzen...einfach tollstens und gerade das folgende Gedicht finde ich passend (auch, leider, auf mich)


"Psychohistorische Betrachtungen aus der Sicht eines Betroffenen

Als ich ein kleiner Junge war,
war alles einfach wunderbar:
ich saß im Sand mit einem Sieb,
und folgte meinem Forschertrieb,
ich siebte und siebte und siebte,
weil ich das Sieben so liebte.

Später dann, vielleicht mit acht,
hab ich anderes gemacht,
ich hatte Locher und Papier,
und wusste, das genügte mir:
ich lochte und lochte und lochte,
weil ich das Lochen so mochte.

Unter tausenden von Geschenken
war auch irgendwann das Denken.
Und da lag ich - nächtelang,
und hatte diesem bösen Zwang,
ich dachte und dachte und dachte,
obwohl es mich wahnsinnig machte.

Heut versuch ich mich vom Denken
so gut wie möglich abzulenken.

Doch meistens klappt das überhaupt nicht,
und selbst das Reimen fällt mir schwer.
So schwer, so schwer, so schwer, so schwer,
wenn doch das Reimen nur nicht wär´.

Ach wäre doch alles geblieben,
wie damals beim Lochen und Sieben.

Dann wär´ auf die Frage: wo bist´n?
Die Antwort: im Heim für Autisten."